Zum Tag der Arbeit ein kurzer Trialog per Zoom

X: Ein Blogbeitrag zum 1. Mai wäre cool. Irgendwas zu New Work und Stadtentwicklung, Reaktion auf das Multilokale.

Y: Ich kann nicht. Ich bin total müde und genervt, den ganzen Tag hüpft meine einjährige Tochter neben mir auf und ab. Hat eigentlich irgendeiner von diesen Work-Life-Aposteln eine Vorstellung davon, was es heißt, wenn man bezahlte Arbeit und Care-Arbeit nicht mehr trennen kann?

Z: Ich auch nicht. Ihr wisst, dass wir beide von zuhause arbeiten müssen. Ja, es läuft, irgendwie. Vor allem nachts schaffen wir schon was weg.  Aber Herr A aus B hat echt gemeckert, als neulich meine Tochter mit ihren Matheaufgaben in die Videokonferenz kam.

X: Macht euch das Homeoffice nicht flexibler?

Y: Klar, wir müssen wenigstens nicht mit Masken in die Öffis. Dass Kinderbetreuung und Arbeit parallel funktionieren, ist allerdings ein Mythos.

Z: Den Gedanken, das Recht auf Homeoffice für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie gesetzlich zu verankern, finde ich total zynisch, solange uns keiner sagen kann, wie es mit den Kitas weitergeht.

Y: Finde ich auch. Homeoffice ist kein Ersatz für ein schlüssiges Betreuungskonzept, nicht während Corona und auch nicht danach.

X: Okay, ihr habt mich überzeugt. Lassen wir das mit dem Blogbeitrag, schlaft euch aus.

Das Virus, der Raum und die Demokratie

Vor gut einem Monat haben wir im Auftrag der Wüstenrot Stiftung den Wettbewerb „Gebaute Orte für Demokratie und Teilhabe“ ausgeschrieben. In diesem Zuge haben wir auch eine kleine Blogserie angekündigt. Die aktuelle Situation ist uns etwas in die Quere gekommen. Trotz oder gerade wegen des Stillstands von Urbanität wollen wir ab nun auf unserem Blog reflektieren, wie Demokratie und Teilhabe mit Stadt und Architektur zusammenhängen.

Die Auswirkungen des Coronavirus begegnen uns überall. Das öffentliche Leben ist weitestgehend lahmgelegt. Viele der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie können nur umgesetzt werden, indem Rechte, die teils über Jahrhunderte hinweg mühsam erkämpft wurden, außer Kraft gesetzt werden: das Recht auf Versammlungsfreiheit, das Recht auf Bildung, die Reisefreiheit, das Recht auf Asyl. Ohne Frage, die Einschränkungen der Bürger:innenrechte zum Schutz tausender Menschenleben sind in der aktuellen Situation richtig und wichtig. Nichtsdestoweniger sollten wir all das nicht unhinterfragt geschehen lassen.

Die gegenwärtige Kontaktsperre lässt uns nicht nur spüren, wie wichtig unser gewohntes soziales Miteinander für unser Wohlbefinden ist. Corona zeigt uns auch, welche Bedeutung gebaute, materielle Orte und der öffentliche Raum in unserem alltäglichen Leben haben. Schulen, Jugendclubs, öffentliche Plätze, Kirchen, Theater und so vieles mehr – all das sind Treffpunkte und Lernorte für demokratische Haltung und Orientierung, die in Zeiten des Social Distancing nicht mehr erlebbar sind.

Demokratie braucht Begegnung. Demonstrationen, das Treffen im Verein, die Podiumsdiskussion an der Universität, das gemeinsame Innehalten an einem Mahnmal. Solche Begegnungen fallen nun weg. Aber auch zufällige Begegnungen kommen kaum noch vor: Kinder auf dem Spielplatz, Touristen am Brandenburger Tor, Fahrrad-, Fuß- und Autoverkehr im Straßenraum. Differenz aushalten und Konflikte aushandeln sind zentrale Momente von Demokratie. Gebaute, materielle Orte und der öffentliche Raum bieten die Voraussetzung für diese Momente. Ich hoffe, dass wir diese Orte nach Corona noch mehr zu schätzen wissen und sie mit konstruktiven Diskussionen und demokratischen Forderungen füllen.

Faktencheck Mobilität

Wir fahren mit Diensträdern zu Terminen, transportieren gerne Material von A nach B mit einem Lastenrad, sind im Alltag gerne mit dem Rad unterwegs und diskutieren im Büroalltag immer wieder, wie wir noch ressourcenschonender arbeiten können. Aber wie nachhaltig arbeiten wir wirklich? Ein Faktencheck soll es nun zeigen.

Angefangen im Bereich Mobilität wollten wir wissen, wie hoch unser CO2-Fußabruck ist. Dafür haben wir von allen Teammitgliedern (13 Personen) von Mai bis Juli alle Wege zur Arbeit und nach Hause sowie Strecken, die innerhalb der Arbeitszeit zurückgelegt wurden, betrachtet.

Dabei waren wir 41.730 km unterwegs – dass ist einmal um die Welt (40.075 km). Verbraucht haben wir dabei fast 3 t CO2. Dass ist umgerechnet für jede/n ca. ein Zehntel seines/ihres jährlichen Klimabudgets von 2,3 t. Auf ein Jahr umgerechnet, würden somit zwei Fünftel unseres jährlichen Klimabudgets auf die Mobilität am Arbeitsplatz entfallen. Damit es nicht dabei bleibt, suchen wir nun gemeinsam nach Möglichkeiten, unseren Fußabdruck zu reduzieren.

Wohnen ist ein lebensnotwendiges Gut-keine Spekulationsware

Die Presse überschlägt sich, seit letzte Woche Details des geplanten Berliner Mietendeckels bekannt geworden sind: Wohnungen in Berlin sollen in den kommenden Jahren demnach nicht mehr als knapp acht Euro pro Quadratmeter kosten dürfen. Auch wenn es sich derzeit erstmal um einen „Vorbereitungsstand für einen Referentenentwurf“ (Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher) handelt, die durchgesickerten Informationen werden heftig diskutiert – auch bei Urbanizers.

Würden die Mieten einen Investitionsstau verursachen? Gibt es nur noch Großinvestor:innen, weil kleine Eigentümer:innen sich die Instandhaltungskosten nicht mehr leisten können? Wird durch einen Mietendeckel der Neubau lahmgelegt? Ist der Mietendeckel überhaupt verfassungsgemäß? Bei so viel unbeantworteten Fragen lohnt sich der Blick nach Österreich: Hier gibt es seit Jahren einen Mietendeckel. Walter Rosifka (Jurist und Wohnrechtsexperte der Wiener Kammer für Arbeiter und Angestellte sowie Mitglied der Arbeitsgruppe „Wohnrecht“ im österreichischen Bundesministerium für Justiz) erklärt in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, was er gebracht hat. Zwei seiner Aussagen finden wir besonders spannend:

  1. „Ich finde, bei lebensnotwendigen Gütern muss der Staat im öffentlichen Interesse eingreifen dürfen.“
    Wohnen gehört zu diesen lebensnotwendigen Gütern, es ist Menschenrecht (verankert in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 und im UN-Sozialpakt von 1966). Die Neuvertragsmieten für Wohnungen in Mehrfamilienhäusern sind in Berlin von 2010 bis zum zweiten Quartal 2018 um 73,3 Prozent gestiegen. Die Bruttogehälter allerdings wuchsen im gleichen Zeitraum nur um 39 Prozent (Amt für Statistik Berlin-Brandenburg) Das führt dazu, dass immer mehr Menschen sich das lebensnotwendige Gut nicht mehr oder nur noch unzureichend – zu klein, zu weit weg von Kita, Schule oder Arbeitsplatz – leisten können.
  2. „Die Mietenbegrenzung in älteren Gebäuden führt über kurz oder lang dazu, dass die Investoren sagen, dann gehe ich in den Neubau und errichte Häuser.“ Mit anderen Worten: Wenn die Gewinnmargen im Bestand reduziert werden, könnte mehr Geld in künftige Wohnungen fließen[1]. Denn Gebäude mit Baujahr 2014 und jünger sind von den Regelungen ausgenommen. Das haben die Bauträger:innen, die jetzt ihre Vorhaben in Berlin stoppen wollen, vielleicht überlesen.

Mieter:innen, selbstnutzende und vermietende Eigentümer:innen in unserem Team eint jedenfalls die Hoffnung, dass die Hauptstadtpolitik noch handlungsfähig genug ist, um das lebensnotwendige Gut Wohnen nachhaltig zu sichern.

[1] Siehe dazu auch „Berlin: Mietendeckel nimmt konkrete Konturen an.“ Blogartikel von Andrej Holm, 27.8.2019

Rechte Räume – Wird Baukultur politisch instrumentalisiert?

Die Archplus hat mit ihrer aktuellen Ausgabe Rechte Räume – Bericht einer Europareise eine alte Debatte neu entfacht: Gibt es „rechte Räume“? Im Fokus steht auch der Walter-Benjamin-Platz in Berlin Charlottenburg – keine 5 Minuten zu Fuß von unserem Büro entfernt. Der Platz wurde vom Architekten Hans Kollhoff gestaltet und 2001 fertiggestellt. Der Architekt hat eine Inschrift mit einem Zitat des amerikanischen Schriftstellers Ezra Pound anbringen lassen, welcher unstreitig ein Antisemit war.

Ein Kommentar von Gregor Langenbrinck

Materialität, Formsprache samt in der Regel serieller Anordnung der Elemente, Licht und Proportion – die Gestaltung des Raumes macht ihn zu dem, was er ist. Was wäre der Walter-Benjamin-Platz mit denselben Raumvolumina, wenn er anders gestaltet wäre? Die Kolonnade mit wechselnden Elementen, mal Säule, mal Mauer, vielleicht als Arcade ausgebildet, mal ausgestellt mal niedriger oder höher. Das würde dann vermutlich den Berner Altstadt-Arcaden ähneln. Aber bilden diese einen „rechten Raum“? Was macht einen solchen aus?

Bereits zu Bauzeiten haben wir den Walter-Benjamin-Platz heftig diskutiert. Dabei spielten Fragen, wie man mit Architektur überwältigen und verführen kann eine Rolle und ob man das, was Kollhoff da geplant hat, so betrachten sollte oder sogar muss? Aber der Reihe nach. Kollhoff zitiert zunächst mit der Fläche, die zwischen den Kolonnaden aufspannt, italienische Stadtplätze. Zu Zeiten der übermäßigen Möblierung öffentlicher Räume war das durchaus erfrischend. Die Fläche lässt sich nämlich, wie die aktuelle Installation der Regenschirme zeigt, gut aneignen. Aber Springbrunnen, Säulen, Lampen – denkt man die serielle Anordnung der Elemente zwei Dimensionen größer, ist man nicht mehr weit entfernt von Speer oder faschistischer Architektur à la Mussolini, der ja von Ezra Pound ziemlich verehrt wurde. Schwierig, denn Ironie kann ich nicht erkennen, auch kein Aufbrechen. Ganz im Gegenteil, das Zitat von Pound scheint die Architektur in einer sehr fragwürdigen Art und Weise zu komplementieren. Einen Unterschied gibt es dennoch. Der Walter-Benjamin-Platz war Kriegsbrache und dann lange Parkplatz, seine Gestaltung durch Kollhoff jedoch keinesfalls von oben diktierte Staatsarchitektur. Eher hat sich ein zu dieser Zeit mächtiger Architekt ausgetobt. Kollhoff wusste ganz genau, was er tut. Insofern: Ja es ist Architektur, die mit „rechten“ Mitteln arbeitet. Aber ein rechter Raum?

Raum kann man politisch instrumentalisieren. Immer. Raum ist Ausdruck politischer oder auch wirtschaftlicher Leitbilder. Raum kann symbolisch aufgeladen sein, seine architektonische Gestaltung ist hierbei ein zentrales Mittel. Es gibt sie also durchaus, rechte Räume. Doch das Foto macht es deutlich: Der Walter-Benjamin-Platz kann auch anders. Die Fläche funktioniert, hat sie immer schon. Der Platz wird gut und divers genutzt, oft angeeignet.

Was ist Kollhoff? Raumergreifer? Ich bin so frei? Darf man das? Als Deutscher? Als Architekt in Berlin? Man sollte nicht vergessen, dass Kollhoff seine „alte“, von der Moderne abgeleitete Architektur mittlerweile ablehnt. Seinen nicht minder bekannten Wohnbau am Luisenplatz, sieht er heute als Fehler.

Vielleicht sollten wir nicht so sehr darüber nachdenken, ob das politische Raumergreifungsstrategien und wie gefährlich sie möglicherweise sind. Sondern eher, wie demokratische Räume unter den Bedingungen exzessiven (für uns noch nicht spürbaren) Ressourcenmangels und Klimawandels aussehen müssen.

Beetefibel

Es geht los: Vor dem Büro legen wir gemeinsam ein sechsgeschossiges Gemüsebeet an. Ganz im Sinne einer „Stadt für alle“, wird das Beet eine Gemeinschaftsfläche in unserer Nachbarschaft sowie Lebensraum für verdrängte Randgruppen wie Wildbienen, Wurzelhalsschnellkäfer und Co. zugleich.

Für alle, die Lust haben, es uns gleich zu tun, gibt es hier eine kleine Fibel für Straßenbeete.

Jedes Rad ist schön. Noch ein Plädoyer.

Hundebesitzer:innen praktizieren es mit Fremden: Man kennt sich nicht, aber die Tatsache, dass jeweils ein Vierbeiner im Haushalt vorhanden ist, verbindet irgendwie. Man spricht inmitten der anonymen Metropole miteinander, nickt sich freundlich zu, die Hunde beschnuppern sich.

Vergemeinschaftung ist ein zentrales Element in funktionierenden Gesellschaften. Gemeinsamkeiten verbinden, schaffen Sympathie.

Als ich letztens mein Straßenrad vor einer Einkaufsstätte wieder entkettete, inmitten etwa zehn weiterer Räder, blickte ein Herr zu mir rüber und rief mir zu „das ist aber ein schönes Rad!“. Erfreut über den netten Kommentar, den man in Berlin zugegebenermaßen doppelt würdigt, entgegnete ich ein herzliches Danke. Mit Blick auf sein Mountainbike konnte ich ehrlich das Kompliment zurück geben.

Es ist nicht nur deswegen erwähnenswert, weil im ruppigen Straßenverkehr jede Nettigkeit Balsam auf die geschundene Städterseele schmiert. Sondern ebenso, da sich das Vorurteil hartnäckig hält, Rennradfahrer und Mountainbiker seien Gruppierungen mit starkem Distinktionsbedürfnis.

Gibt es also in Berlin, dessen Umgangston im Straßenverkehr zunehmend feindlich wird, doch positive Auswüchse?

Immerhin radelt man hier selten alleine. Und gemeinsames Leid ist geteiltes Leid. Man fühlt sich sicherer in einer Gruppe Gleichgesinnter auf der Straße, zwischen der meist stehenden, aber wenn fahrenden, dann rücksichtslosen Blechlawine. Man warnt hinter sich Radelnde, wenn der nächste Zweitereihefalschparker umschifft werden muss.

Vor kurzem ist der Fahrradklimatest des ADFC auch für Berlin erschienen  und die Ergebnisse zeigen, dass dringender Handlungsbedarf besteht, unsere Städte – und insbesondere die Hauptstadt – radfreundlich zu gestalten.

Längst haben Arbeitgeber:innen erkannt, dass sich Mitarbeiter:innen über subventionierte Bewegung freuen. Längst steigt das Angebot an Mieträdern, Lastenradverleihinitiativen, Überlegungen zu sicheren Radwegen – ja sogar der Verkehrsminister hat sich zu einer Radfahrer-Sicherheit-Kampagne, über deren Sinnhaftigkeit sich sicherlich debattieren lässt, hinreißen lassen. Längst überfällig ist eine nachhaltige Lösung für die Stimmen der vielen, die sich in der Stadt lautlos und sicher radelnd fortbewegen möchten. Dass das möglich ist, zeigen diverse Städte unserer europäischen Nachbar:innen.

In Berlin tut sich kaum etwas Sichtbares. Oder doch? Vorm Supermarkt lachten der unbekannte Herr und ich uns kurz an und stellten fest: Jedes Rad ist schön. Drahteselvergemeinschaftung.

Am 3. Juni ist übrigens der europäische Tag des Fahrrads – bzw. Weltfahrradtag. Sehen wir uns auf dem Sattel?

 

Urbanizers for change – was wir für den Klimaschutz tun

Ob über die „Fridays for Future“- Demos, Debatten über die CO2-Steuer oder plastiküberfüllte Strände – aktuell vergeht kaum an Tag, an dem in den Medien nicht über drastische Auswirkungen und Zukunftsszenarien des Klimawandels gesprochen wird. Gleichzeitig häufen sich Diskussionen über das eigene Verhalten im familiären Rahmen, mit Freunden oder aber bei uns im Urbanizers Büro. Während sich meine Eltern regelmäßig über den ausbleibenden Regen in Berlin beschweren, erlebe ich im Freundeskreis Debatten um Mülltrennung, das eigene Konsumverhalten oder die Frage, was denn nun schlimmer sei – Fliegen oder Fleisch essen?

Auch bei uns im Büro fragte kürzlich eine neue Kollegin während des Mittagsessens, ob wir eigentlich alle Veganer oder Vegetarier seien, nachdem wir unsere Brötchen mit veganem Aufstrich bestrichen oder mit Wurst aus Seitan belegten. Die Antwort lautete: „Nein, aber …“.

…wir bemühen uns unseren Büroalltag einigermaßen ressourcenschonend und nachhaltig zu bewältigen: Mehr als die Hälfte der Kolleg:innen fährt regelmäßig mit dem Fahrrad zur Arbeit (die übrigen Kolleg:innen drängen sich weiterhin hartnäckig in überfüllte U-Bahnen und stickige Busse), wir kaufen Fair-Trade Kaffee, Bio-Tee und Milch aus der Glasflasche und wir vermeiden das Fliegen zu Terminen innerhalb Deutschlands (auch wenn das eine kurzzeitige Verlagerung des Arbeitsplatzes ins Bordrestaurant erfordert).

Vor allem aber kümmern wir uns in unserer Arbeit um die nachhaltige Stadtentwicklung: Grüne Infrastruktur, energetische Sanierung und nachhaltige Mobilität sind Themen, mit denen wir uns gerne und viel beschäftigen. Diese Woche starteten wir beispielsweise mit Bereisungen der Fallstudienkommunen im Rahmen der Begleitforschung Energetische Stadtsanierung. Wie machen sich Stadtquartiere fit für die Energiewende? Wir sind sehr gespannt und teilen Eindrücke und Einschätzungen davon in den nächsten Wochen hier sowie auf unseren Instagram– und Twitter-Profilen. Wir ahnen, dass auch nachhaltige Stadtentwicklung auf zahlreiche Probleme, Hindernisse und Fehlplanungen stößt. Aber wir glauben auch, dass viele große und kleine Schritte, Erfolge und Fehler notwendig sind, um dem Klimawandel entgegenzuwirken und eine alternative Zukunft zu entwickeln.

Späti vs. Trinkhalle, Teil III

Fortsetzung zu Teil I und Teil II:  In diesem letzten dritten Teil findet ihr heraus, ob sich unsere Praktikantin entscheiden kann.

 

Mentalität

Ich mag die Berliner Schnauze, dennoch kann sie mit der rauen, ehrlichen und unaufgeregten Ruhrpott Mentalität schwer mithalten, die ich hier in Berlin manchmal vermisst habe. Trainingsjacken aus den 80ern tragen die Menschen an beiden Orten. Während sie in Berlin teuer auf dem Flohmarkt gekauft wurden und modischen Zwecken dienen, werden sie im Ruhrpott vor allem von der älteren Generation ohne weiteren Hintergedanken getragen – und das schon seit den 80ern.

Es wird deutlich: Ein Vergleich ist schwierig. Auf den ersten Blick überzeugt Berlin, doch auch das Ruhrgebiet ist spannender als sein Ruf. Ich bleibe unentschlossen. Beide Orte zeichnen sich durch eine große Vielfalt an Menschen aus, dennoch sind sie so unterschiedlich und beide auf ihre Art besonders.

 

Vielleicht ist meine Zeit in Berlin zu kurz, im Vergleich zu den Jahren, die ich im Ruhrgebiet verbracht habe, um solch einen Vergleich abschließend zu bewerten. Doch dank meines Praktikums bei Urbanizers habe ich einen tiefen und vielschichtigen Einblick in die Hauptstadt und aktuelle stadtpolitische Themen bekommen. Ohne die Kolleg:innen wäre wohl sehr viel an mir vorbeigegangen.

 

Danke liebe Urbanizers für die schönen 3 Monate bei euch, für die vielen Veranstaltungen, zu denen ich euch begleiten durfte, für das offene Ohr bei Fragen aller Art und den guten Kaffee!

 

Danke, liebe Marie, für deine tatkräftige Unterstützung!

Späti vs. Trinkhalle, Teil II

Fortsetzung zu Teil I: In Teil II beleuchtet Marie Köhler zwei weitere Aspekte in ihrem Abwägungsprozess.

 

Stadtgrün
Der graue Kohlepott ist grüner, als viele Menschen denken. Ob Essen jedoch grün genug für den Titel „Grüne Hauptstadt Europas“, den es im Jahr 2017 erhielt, ist, bezweifle ich immer noch. Der Süden der Stadt mit dem Stadtwald und dem Baldeneysee ist zwar wunderschön und überrascht viele Leute, die zum ersten Mal nach Essen kommen. Dennoch wohnt der Großteil der Essener Bevölkerung eher an der A40 oder einer anderen viel befahrenen Straße als am See oder in der Nähe eines Parks.

Parks gibt es in Berlin viele. Vor allem der große Tiergarten im Zentrum der Stadt bietet Erholungsmöglichkeiten mitten in der Großstadt. Und auch mit dem grünen Umland kann Berlin punkten.

Doch auch in Berlin ist „Grün in der Stadt“ eine Charta für das Berliner Stadtgrün ein Thema, das weiterhin von großer Wichtigkeit für die Stadtplanung sein sollte – einer der Arbeitsschwerpunkte bei Urbanizers.

Mieten
Hier muss nicht viel gesagt werden. Dieser Punkt geht ganz klar ans Ruhrgebiet. Von dem bezahlbaren Wohnraum, der in Essen verfügbar ist, können Wohnungssuchende in Berlin nur träumen. Umso wichtiger, dass Neubauvorhaben, die entsprechenden bezahlbaren Wohnraum in Berlin schaffen und nicht gewinnorientiert sind, Unterstützung finden. Auch im Praktikum begegnete mir dieses Thema sehr oft – so half ich zum Beispiel bei der Organisation einer Informationsveranstaltung zu einem Neubauvorhaben einer landeseigenen Wohnbaugesellschaft.

 

Lest bald in Teil III, ob Marie sich zwischen Trinkhalle und Späti entscheiden können wird.