Späti vs. Trinkhalle, Teil I

Unsere Praktikantin geht mit einem Reflektionsprozess zum Thema Für und Wider Hauptstadt oder Ruhrpott in Mini-Serie. Hier kommt der erste Teil.

Mein 3-monatiges Praktikum bei Urbanizers neigt sich dem Ende zu. Nach einer spannenden und lehrreichen Zeit in der Hauptstadt geht es für mich nun zurück nach Essen in den Ruhrpott. „Hier bleibe ich nicht länger als nötig“, dachte ich, als es mich zu Beginn meines Studiums ins Ruhrgebiet verschlug. Im Laufe der Zeit habe ich jedoch den Pott und seine Menschen besser kennen und irgendwann auch lieben gelernt. Kurz vor dem Ende meines Studiums und am Ende des zweiten längeren Berlin-Aufenthalts frage ich mich erstmals, ob ich hierher umziehen sollte.
Das Ruhrgebiet und Berlin könnten auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein. Gut, auch auf den zweiten Blick findet man nicht viele Gemeinsamkeiten. Vielleicht ist ein Vergleich trotzdem eine Entscheidungshilfe für mich, um meinen kleinen inneren Konflikt anzugehen?

Architektur/Stadtbild
Berlin mit seinen gründerzeitlichen Prachtbauten hat mich schnell überzeugt. Ich freue mich immer noch fast täglich über die hohen Decken und den Stuck in der Wohnung, die ich zurzeit bewohne.
Hier hat das Ruhrgebiet leider nicht so viel zu bieten: Es ist stark durch Gebäude und Siedlungsstrukturen der Nachkriegszeit geprägt. Dennoch lohnt es sich auch hier, etwas genauer hinzuschauen. Denn auch unter den Bauten der Nachkriegsarchitektur lassen sich einige sehr interessante Gebäude entdecken.

Mobilität
Urbane Mobilität ist sowohl für die Metropole Berlin, als auch für die Metropole Ruhr ein wichtiges Thema. Von Kreuzberg in den Wedding braucht man in etwa so lange wie von Essen nach Dortmund. Was den öffentlichen Personennahverkehr angeht, überzeugt Berlin mit seinem gut getaktetem Bus- und Bahnnetz. Wenn ich am Anfang noch gerannt bin, um eine U-Bahn zu erwischen, habe ich schnell gemerkt, dass die nächste Bahn nie lange auf sich warten ließ. (In Essen musste ich hingegen lernen, dass die Ansage „sofort“ auf der Anzeigetafel für die nächste Bahn ein durchaus dehnbarer Zeitraum ist und dass ich mich, sobald es regnet oder schneit, sowieso nicht auf die Bahn verlassen kann.)
Obwohl das Ruhrgebiet mit seinem Radschnellweg Ruhr gute Radverbindungen zwischen einigen Städten des Ruhrgebiets geschaffen hat, lässt die Fahrradinfrastruktur innerhalb der Städte, die stark vom motorisierten Individualverkehr geprägt sind, zu wünschen übrig. Auch in Berlin ist das Radwegenetz ausbaufähig – dennoch gibt es bereits sehr viele Radwege und Fahrradfahrer:innen sind keine Seltenheit auf den Straßen Berlins.

 

Lest in Teil II über Stadtgrün und Mieten.

Buchtipp | Verdrängung auf angespannten Wohnungsmärkten

„Die Verdrängung ist zum Geschäftsmodell geworden“, konstatierte Stadtsoziologe Andrej Holm im April 2018 bezogen auf den Berliner Wohnungsmarkt (Freitag 13.04.2018). Da war das empirische Material der jetzt veröffentlichten Studie von Wüstenrot Stiftung und Geographischen Institut der Humboldt-Universität längst gesammelt. [1] Ein Kernergebnis stützt Holms Aussage: Die Verdrängungsrate, die von den Forschern unter knapp 2.000 Umzüglern in den beliebten Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte ermittelt wurde, beträgt nicht weniger als 22,5%. Knapp zwei Drittel dieser Menschen wurden direkt verdrängt, ihre Mietsituation hat sich also so zum Schlechteren verändert, dass sie nicht mehr bleiben konnten oder wollten. Ein weiteres Drittel hat sich zum Umzug entschlossen, weil sich das Wohnumfeld so gewandelt hat, dass die Aufgabe der bisherigen Wohnung die bessere Option schien. Kulturelle Verdrängung nennen das Forschungsteam das.  Und die Unterscheidung macht deutlich: Mit der Untersuchung ist zunächst eine grundlegende Konzeptualisierung von Verdrängung gelungen, die beim Vorliegen entsprechender Daten ein gefühltes Phänomen erstmals messbar macht.

Auch Andrej Holms eingangs zitierter Warnruf lässt sich mit den Studienergebnissen differenziert belegen: Schaut man sich an, das fast 50% aller aus Wohnungen privatwirtschaftlicher Unternehmen verdrängten Menschen wegen Mieterhöhungen auszogen und mehr als 40% aufgrund von Instandhaltungsstau, wird man durchaus zur Sympathisantin der Initiative „Deutsche Wohnen enteignen“.

Dass private Kleinanbieter:innen tatsächlich die größte Gruppe der Verdränger:innen ausmachen, wie in der Studie dargestellt, wollen nicht alle Fachleute glauben. Deutlich ist jedenfalls, dass bei den landeseigenen Wohnungsunternehmen und bei den Genossenschaften nur wenige Mieter:innen überhaupt auszogen – und noch weniger von diesen Verdrängungsfaktoren als Grund angaben.

Man mag nicht in allen Punkten mit der Methodik und den Abgrenzungen konform gehen. Man mag bedauern, dass sich die Erhebungen auf zwei innerstädtische Szenebezirke beschränken und man nichts über die kulturelle Verdrängung am Stadtrand erfährt. Man mag darauf hoffen, dass die Befragung in regelmäßigen Abschnitten wiederholt wird.  Ganz unabhängig davon hat die Studie auch über Berlin hinaus Relevanz für Städte mit angespannten Wohnungsmärkten – als Inspiration, die eigene Lage genauso detailliert zu analysieren und als Ausgangspunkt für die Entwicklung eines Instrumentariums, das Verdrängung zurückdrängen kann. Denn die 3,1 km, die das Forschungsteam als durchschnittliche Entfernung vom alten bis zum neuen Wohnort der Verdrängten ermittelte, sind eine Welt in einer Stadt der Kieze.

[1] Wüstenrot Stiftung (Hrsg.): Verdrängung auf angespannten Wohnungsmärkten. Das Beispiel Berlin. Fabian Beran/Henning Nuissl. Ludwigsburg 2019. Bezugsquelle: www.wuestenrot-stiftung.de

#feiertagfueralle

Gelegentlich geht mir die Berliner Politik gegen den Strich. Und zwar so richtig. Zuletzt weniger in Sachen Wohnungsbau, Kleingärten oder Ausbau der Fahradinfrastruktur. Sondern bei dem reichlich chaotischen Alleingang, den Frauentag zum neuen Feiertag zu erklären. Ich ginge gerne heute zur Arbeit, wenn ich dafür 365 Tage Gleichberechtigung im Jahr bekäme.

Oder wenn sich nach acht Frauen in Folge mal wieder ein Mann auf einen unserer Praktikumsplätze bewerben würde.

Oder wenn hier nie wieder jemand anriefe, der nach dem Chef verlangt.

Oder wenn unsere Auftraggebenden nicht alle ihr eigenes Süppchen kochten bei den Gendersternchen, Schräg- und Unterstrichen, Disclaimern oder sonstigen Versuchen, Ungleichheit wenigstens aus der Sprache zu verbannen.

Oder wenn statt der Kollegin nächstes Jahr ein Kollege über den Wiedereinstieg nach der Elternzeit sinniert.

Oder wenn Männer und Frauen gemeinsam zurDemo gehen.

Den Feiertag nutze ich übrigens zum gemeinsamen Essen mit Befreundeten (ja, jetzt habe ich tief in die sprachliche Trickkiste gegriffen). Die Kids haben eine Umfrage gestartet, wer kocht: Die Eltern? Die Kinder? Die Frauen? Die Männer?

Meine persönliche Antwort: Ich nicht. Wie auch an geschätzt 180 anderen Tagen im Jahr.

Vom Muttersein und Karriere machen

Es ist Mittwoch. Wie jede Woche in den letzten Monaten gehe ich gemeinsam mit der Tochter, 7 Monate, in die Krabbelgruppe. Singen, klatschen, spielen, tanzen. Irgendwann gibt es Kaffee für die Mamas. Alle tratschen wild durcheinander. Ich erzähle, dass ich bald nicht mehr kommen kann. „Ich gehe ab nächsten Monat wieder arbeiten, dann bleibt mein Freund mit Tochter zuhause.“
Stille.
„Was, echt jetzt?“ „Oh, Du arme.“ „Ist ja schön, dass das bei euren Arbeitgebern so klappt.“ „Das ist ja toll von Deinem Mann.“

Die Reaktionen offenbaren eine gesellschaftliche Realität weit entfernt von Gleichberechtigung und Chancengleichheit. Manche Mütter müssen aus finanziellen Gründen wieder Vollzeit arbeiten gehen. Andere Mütter würden gerne zurück in den Job, finden aber mit Kind keinen mehr.
Allen Frauen aber ist eins gemein. Sie müssen einerseits einem tradierten Bild der Mutter gerecht werden: fürsorglich, selbstlos und erfüllt durch die Rolle als Mutter und Hausfrau. Andererseits sind sie eine volkswirtschaftliche Ressource. Insbesondere von Akademikerinnen wird erwartet, dass sie wieder in den Job einsteigen: 40 Stunden plus, um dann ‚Karriere‘ zu machen, so wie es immer noch die männliche Normalbiographie diktiert. Und am besten soll das alles unter einen Hut gehen, sprich zur bezahlten Arbeit kommt dann noch die unbezahlte Arbeit zuhause dazu.

Mein Wiedereinstieg bei Urbanizers verlief eher sachte. 40-Stunden-Wochen sind hier ohnehin nicht die Norm, egal ob mit oder ohne Kind. Co-Chef Gregor Langenbrinck hat 2004, als von Elterngeld noch nicht die Rede war, schon ein Vaterhalbjahr gemacht. Demnächst tauschen wir uns also dazu aus, wie es klappt mit der Jonglage zwischen Dienstreise und Krabbelgruppe, kurzen Nächten und langen Terminen, Windeln wechseln und Forschungsberichte schreiben.

Auf Wohnungssuche.

Unser Kollege Alessandro lässt seine Erlebnisse in unserer Stadt Revue passieren.

Rückblende: Prenzlauer Berg, 2017. 3 Zimmer Küche Bad, Altbau. Miete: unter 1000 Euro Kalt. Zum Besichtigungstermin kamen mehrere hundert Leute (laut Focus Online 800). Ich hätte auf meiner Wohnungssuche einer davon sein können – aber das Angebot schien mir schier utopisch! Was bedeutet das für eine Stadt wie Berlin und ihrer Wohnraumpolitik? Wahrscheinlich nichts Gutes.

Der Wohnungsmarkt in Berlin ist so heiß, dass er fast kocht. Das scheint auch der globalen Wohnungswirtschaft nicht entgangen zu sein: Berlin ist gleich nach New York die beliebteste Stadt für ausländische Investore:innen – noch vor London, Los Angeles und San Francisco (Association of Foreign Investors in Real Estate afire 2017). Warum ist das so? Die Antwort ist einfach – die Renditeerwartungen für Eigentümer sind extrem hoch. Die Bestandsgebäude sind vergleichsweise kostengünstig zu erwerben und mit den Mieten können schnell Gewinne erwirtschaftet werden. Außerdem ist Berlin trendy, sexy, hip – die Bevölkerung ist in den letzten Zehn Jahren um 10 % gestiegen, der Neubau hinkt hinterher – und daraus resultiert ein enormer Druck auf den Wohnungsmarkt, der sich in den Mietpreisen widerspiegelt.

Ich habe mich ein halbes Jahr auf den Markt geschmissen, war auf unzähligen Wohnungsbesichtigungen, habe mich bei Eigentümer:innen, Vermieter:innen, Hausverwaltungen und Makler:innen eingeschleimt und bei zustimmenden Gesprächen mit Ihnen über den katastrophalen Wohnungsmarkt – und dass sie ja die Guten wären – meine Selbstachtung verloren. Fragwürdige Deals gab es zu genüge. Seit gut sechs Monaten bin ich nun Kreuzberger, SO36 – ein kleiner großer Traum von mir. Den Quadratmeterpreis von knapp 17 € habe ich dafür nach zahllosen Absagen akzeptiert. „Irgendwo muss ich ja wohnen, oder?“ rechtfertige ich mich vor allem vor mir selbst. Das ist nicht das Kreuzberg aus meinen Träumen – ich schäme mich sogar dafür!

Ich bin Student, Stadtforscher, kritisch – und nun selbst Teil dieser so allgegenwärtigen Transformation. Ein schmerzhaftes Dilemma.

16 Millionen für Grün

Anfang November trafen sich in unserem Forschungsprojekt Green Urban Labs Vertreter:innen der Modellvorhaben und des Bundes, die Forschungsassistenz sowie drei Referent:innen aus London, Kopenhagen und Wien in Berlin, um Erfahrungen und Konzepte zu den Themen grüne Infrastruktur, Multicodierung und Klimawandelanpassung auszutauschen.

Frage des Tages: Wie können Städte in Zeiten von Urbanisierung und Klimawandel grün bleiben oder sogar grüner werden? Im Mittelpunkt der drei Themen, wie (nicht) zu erwarten: die Bürger:innen. Sie sind diejenigen, die Grün in der Stadt nutzen und teilweise sogar umsetzen sollen. Aber wie bindet man sie richtig ein? Wie betreibt man grüne Bildungsarbeit? Wie geht man mit Bürger:innen, deren Ideen und Engagement um? Und wie sichert man noch nebenbei städtische Lebensqualität im Sinne der Daseinsvorsorge?

Innovative Ideen gab es viele: auf Stadtspaziergängen und durch Storytelling Grün im wahrsten Sinne des Wortes greifbar machen; bei Regenwasserbewirtschaftung und Naturschutz immer auch die Nutzer:innenperspektive mitdenken und umgekehrt; auf Bürger:innenwünsche eingehen und ihnen Möglichkeitsräume eröffnen; Förderprogramme aufsetzen, durch Pilotprojekte mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, wie die Stadt der Zukunft aussehen kann.

Johanna Gibbons, Landschaftsarchitektin aus London, sagte an einer Stelle sinngemäß: „London hat 16 Mio. Einwohner:innen, die man für Themen und Projekte gewinnen kann. Wenn dies gelingt, wird Grün auch in der Stadtpolitik gestärkt.“

In dem Sinne, liebe Politiker:innen, Verwalter:innen, Planer:innen und Bürger:innen: Redet miteinander!

Radeln durch Berlin

An die Wand des Besprechungsraums im Büro gelehnt, fielen mir die Tokyobikes bei meinem Praktikumsstart sofort auf. Zu diesem Zeitpunkt machte ich mir über sie jedoch keine weiteren Gedanken. Solche und ähnliche Single-Speed Fahrräder hatte ich bereits des Öfteren im Berliner Straßenverkehr gesehen. Jedoch konnte ich bis dato nicht verstehen, wieso diese Art Fahrräder so gehypt wurde. Auf mich machten sie nicht einmal einen besonders stabilen Eindruck. Dünne Räder, kein Fahrradständer und bezüglich der Robustheit hegte ich auch meine Zweifel aufgrund des fragil erscheinenden Rahmens. Vor allem jedoch sprang mir der hohe Sattel ins Auge. Dadurch beugte man sich beim Fahren doch stark vornüber – das konnte doch weder Spaß machen noch gesund sein?

Als selbst begeisterte Radfahrerin hatte ich bisher nur eine begrenzte Anzahl an Fahrradtypen ausgetestet. Dabei war mein Favorit bislang immer das Hollandrad. Aufrecht, entspannt und bequem durch die Stadt – das war meine Idealvorstellung vom urbanen Radfahren. Dann kam der Tag, an dem meine große Leidenschaft für Single-Speed-Fahrräder entfacht wurde: Eine Kollegin bat mich, im nahgelegenen Copyshop etwas abzuholen und meinte beiläufig „Nimm doch das Dienstrad“.

Zunächst traute ich mir nicht zu, das Fahrrad wirklich in Anspruch zu nehmen. Wie konnte ich auch nur? Seit meiner Kindheit wurde mir eingeprägt, den Sattel höchstens hüfthoch einzustellen, sodass der Kontakt zum Boden immer schnell hergestellt ist. Ganz anders beim Tokyobike. Dennoch fasste ich all meinen Mut zusammen und entschied mich für das Rad. Ich setzte mich auf und das Nächste, an das ich mich erinnern kann, war das Gefühl des Schwebens über dem Asphalt. Kaum trat ich in die Pedale, war ich bereits gefühlte 50 Meter weiter. Frei, schnell, dynamisch: Urbanes Radfahren war plötzlich ein aufregender Nervenkitzel.

Trotz Novemberwetter und glitschigen Blättern biete ich mich seit jenem Moment liebend gerne für Dienstgänge per Fahrrad an – und ja, ich habe mir bereits Gedanken darüber gemacht, mir nach dem Praktikum ein eigenes Single-Speed zuzulegen …

 

 

 

 

Einfach mal danke sagen

Ein trister Novemberabend, zum ersten Schnee konnte sich das Wetter so eben nicht durchringen, eine etwas zugige Schulaula. Und ganz konkrete Fragestellungen gab es auch nicht beim 3. Potsdamer Verkehrsforum. Nicht gerade die optimalen Voraussetzungen für gelingende Bürger:innenbeteiligung. So war auch niemand überrascht, dass gerade einmal 20 Bürgerinnen und Bürger der Einladung der Landeshauptstadt Potsdam gefolgt waren, die Verkehrskorridore im Potsdamer Süden und Südosten genauer unter die Lupe zu nehmen.

Was sie zu hören bekamen, hätte durchaus gereicht, um einen mittleren Shitstorm auszulösen: Unausweichlich sind Baumaßnahmen an gleich mehreren Verkehrsschlagadern durch das ohnehin stark belastete Gebiet. Ein lange geplanter Radschnellweg wurde von den Politiker:innen der Nachbargemeinde auf Eis gelegt. Die Verbesserung der Tram-Situation ist unstrittig, dauert aber Jahre und bedeutet weitere Baustellen.

Auch wenn sich in der Diskussion immer wieder zeigte, dass das rasante Stadtwachstum an die Nerven der Teilnehmenden geht, brachten sie zahlreiche Ideen und konstruktive Vorschläge ein. Entschärfung von Konfliktpunkten zwischen Auto, Bahn und Fahrrad; Taktverdichtung bei der Straßenbahn; Kapazitätserweiterung von Park & Ride-Anlagen; Reparaturen an bestehenden Radwegen. Die Bürgerinnen und Bürger sind offensichtlich mehr als bereit, Alternativen zum Auto zu nutzen – und wirken an den notwendigen Voraussetzungen mit.
Solche Diskussionen machen ebenso Spaß wie das einhellige Lob von Publikum und Veranstalter:in für unsere Moderatorinnen. Da sagen wir einfach mal danke.

Essensschmaus

Als Praktikantin bei Urbanizers komme ich zwar ursprünglich aus der Stadt Essen im Ruhrgebiet – aber nein, in diesem Blogbeitrag handelt es sich nicht um die Stadt, sondern vielmehr um die Beschäftigung oder die Tätigkeit des Essens.

Wie allzeit bekannt, verbindet das gemeinsame Essen Menschen miteinander. Deshalb spielt diese Aktivität auch eine entscheidende Rolle in unserem täglichen Leben. Bei einem Abendessen mit der Familie oder den Freunden dient Essen häufig als Eisbrecher. Es beeinflusst dabei nicht nur die Stimmung, sondern hebt auch unser persönliches Wohlbefinden. Dabei verstärkt der Aspekt des Gemeinsamen dieses um ein Vielfaches.

Aus diesem Grund wurde auch bei Urbanizers der Versuch gestartet, ein Mal in der Woche eine gemeinsame Mahlzeit zur Mittagspause einzulegen. Eingeleitet wurde diese Tradition mit dem Pasta-Donnerstag in der einen, gefolgt von einem Suppen-Freitag in der nächsten Woche. Auch durch ein Geburtstagskind im Team in dieser Woche konnte diese noch junge Gepflogenheit fortgeführt werden. Ein Grund mehr, wieso die Knolle Ingwer in der Suppe intensiver rausgeschmeckt wird und das Pesto in der Pasta als Folge dessen doch umso besser mundet. Das Essen in der Gemeinschaft erhöht also nicht nur das Geschmackserlebnis, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl wird als ein Nebeneffekt gestärkt. Wer sich im Anschluss um das Geschirr kümmert, ist eine Frage der Spülmaschine.

Und wer meldet sich als nächstes freiwillig für die kommende Woche?

 

 

 

 

The Garden of unaccompanied Children*

Urbanizers Mitarbeiter Benedikt Sequeira war im August zu Besuch auf der Biennale in Venedig. Zum diesjährigen Thema „Freespace“ macht er sich für unseren Blog seine ganz eigenen Gedanken.

Die Insel hat das freie Meer. Jungs mit nacktem Oberkörper steuern ihre Mädchen im Licht eines grellen Vormittags von Ufer zu Ufer und zurück und scharf aneinander vorbei. Reihen bunter Geranien ziehen in beraubender Langsamkeit über dich hinweg. Heidi Horten liegt hier auch noch rum. Carinthia. Vertikal ist nur der Friedhof.

Teures Gut. Schön, wer ein Boot oder fünfundzwanzig Euro hat, den Freiraum zu nutzen. Spielwiesen. Kuratorenfrei.

Die Grenze ist der Horizont. Deiner Spielwiese. Eine Illusion? Fehlt die Freiheit, wird sie erschaffen. Der Raum halt wiederholt. Das erspart uns doch den Streit. Unendliche Türme. Lange Gänge. Weite Steppen. Ewige Mauern. Fünf liegende, sich verbiegende und auf Zehenspitzen stehende Menschen entdecken den Spiegel. Das kopierte Du wird geteilt und gemocht. Die Illusion ist wunderschön. Die Biennale deine Mittagssonne. Keine Konflikte.

Eine Freiheit für das Königreich! Die Insel ist leer. Das möchten sofort drei Menschen in Wort und in Schrift und Bild erläutern: Entgegen deiner ersten Panik doch regelmäßig bespielt. Nichts geht nicht. Ein drittes Gerüst bringt dich zum dritten Mal auf ein Dach. Hier: das Neue auf dem Alten. Unter deutschen Sonnenschirmen ein Blick aufs offene Meer. Die MSC Lirica im Abendlicht. Schemen der Zurückgekehrten rutschen ihre Runden jetzt in Freiheit. Pärchen in Motorbooten. Am Anleger verteidigt ein alter Mann seine Brötchen gegen Tiere. Ein anderer wirft seins ins Meer. Flugzeuge über Marco Polo.

Übervoll. Und gar nicht weit. Freiraum.

 

(* Name eines temporären Spielplatzes; Microclima und Kunsthalle Zürich. Venedig 2018)