Parkaue City – Die klügere Stadt!?

Von Thierry Nolmans

Die Städte der Zukunft – zumindest wenn es nach den Achtklässler:innen des Manfred-von-Ardenne Gymnasiums aus Lichtenberg geht – zeichnen sich durch extravagante Architektur aus, sie speisen sich aus Solarstrom, Grün kommt weitläufig und in allen Dimensionen vor, Autos sind mittlerweile out, aber Shopping-Center mit Markenboutiquen bleiben weiterhin ein Muss.

Doch wie kamen wir zu dieser Erkenntnis?

Zugegebenermaßen war ich etwas verwundert als wir vom Theater an der Parkaue – dem jungen Staatstheater Berlins – angefragt wurden, ob wir gerne mit ihnen zusammenarbeiten würden. Theater und Stadtplanung, wie passt das zusammen, war mein erster Gedanke. Auf den zweiten Blick wurde mir jedoch klar, dass schlussendlich die beiden Gegenstände gar nicht soweit von einander entfernt sind – bei beiden Disziplinen ist die Bespielung von Raum zentral. Beim Theater ist die Bühne meist begrenzt – ein Containerraum, der durch einen performativen Akt eingenommen wird. Die Stadtplanung versucht den vorhandenen Stadtraum zu befüllen, umzuformen und funktional zu verteilen. Dabei versucht sie verschiedene Rollen einzunehmen, um eine möglichst große soziale Gerechtigkeit des Räumlichen zu gewährleisten. Rollen? Kommt einem doch irgendwie bekannt vor – somit wäre wiederum die Brücke zum Theater geschlagen.

Das Anliegen der Parkaue war jedoch weitaus weniger abstrakt, als mein Versuch die beiden Disziplinen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Ihre diesjährige Spielzeit steht ganz unter dem Motto „Zukunft“ – als Berliner Institution kann man die Zukunft jedoch nicht ohne die Dimension Stadt denken. Mit dem Projekt Parkaue City sollten Jugendliche im Rahmen einer Aktionswoche einen zukunftsorientierten Blick auf das Thema Stadt gewinnen. Ihnen sollte vermittelt werden, dass man sich auch als Stadtbewohner:innen aktiv am Stadtmachen beteiligen kann. Kernstück der Aktionswoche bildeten die City Labs: Mehrere Gymnasialklassen aus Lichtenberg und Hellersdorf erarbeiteten in fünf verschiedenen Labs, geleitet von Stadtplaner:innen, Künstler:innen, Schauspieler:innen oder Architekt:innen Visionen für ihre Stadt der Zukunft. Eines dieser Labs haben wir geleitet.

Hierbei sollten wir die Themen „Nachhaltigkeit“, „Soziale Stadt“ und „Digitale Stadt“ einbringen. Die entstandenen Ergebnisse sollten am Ende der Woche präsentiert werden. Die Art der Vermittlung wurde uns hierbei gänzlich offen gelassen. So regten wir die Schüler:innen am ersten Tag zunächst an, im Rahmen einer Stadtexkursion selbst zu Entdecker:innen zu werden. An den folgenden Tagen stand der Modellbau im Mittelpunkt: Nach einem inhaltlichen Input zu den drei Themenkomplexen der Aktionswoche bauten die Jugendlichen ihre Städte der Zukunft. Hierbei galt es, durch das Einnehmen verschiedener Rollen unterschiedlichste Interessen zu berücksichtigen und in den Bereichen Wohnen, Arbeiten, Gewerbe, Grün, Mobilität und soziale Funktionen umzusetzen. All dies spiegelt sich in den Städten der Zukunft der Schüler:innen wider.

Weitere Impressionen der Woche sind auf der Website der Parkaue zu finden.

Boys’Day – Der Zukunftstag für Jungs

Ich habe heute meinen Boys’Day hier bei Urbanizers verbracht und gerade mein erstes eigenes In-Design-Plakat gemacht.
Über FridaysForFuture, über die Bewegung, die weltweit schon über zwei Millionen Jugendliche dazu bewegt hat, endlich etwas für das Klima zu tun, das zu machen, woran die Politik so kläglich gescheitert ist. Alles hat natürlich in Stockholm angefangen, vor dem schwedischen Parlament, mit Greta Thunberg, dem Vorbild unserer Generation. Berühmt ist die Bewegung in Katowice, Polen, geworden, wo Greta Thunberg eine Rede gehalten hat. Seitdem gehen die Jugendlichen zu Hunderttausenden auf die Straßen. Alleine in Deutschland an über 200 Orten.
Urbanizers beschäftigt sich mit Stadtentwicklung, also wie man eine Stadt fortschrittlicher, gesünder, grüner machen kann. Hier gibt es auch einen Zusammenhang mit den FridaysForFuture, zum Beispiel machen sie Forschung zur „Energetischen Stadtsanierung“. Und auch dafür wird mit Grafikprogrammen gearbeitet, zum Beispiel wurden heute ein Roll-Up und ein Flyer für eine Veranstaltung gemacht, bei deren Erstellung ich mitgelernt habe. Natürlich gibt es bei Urbanizers noch mehr: Die Mitarbeiter:innen gehen auf Geschäftsreisen, Termine und Veranstaltungen, die sie selbst planen und moderieren. Und sie lesen, schreiben (z. B. Blogbeiträge) und zeichnen Pläne. Trotzdem haben sie sich ziemlich viel Zeit für mich genommen.

Beim Boys’Day sollen Jungs Einblick in Arbeitsbereiche erhalten, in denen viele Frauen beschäftigt sind. Bei Urbanizers arbeiten viele Frauen, aber eigentlich ist egal, welches Geschlecht die Personen haben.

So kann ich für mich sagen, dass der Boys’Day für mich ein voller Erfolg war und ich sehr viel gelernt habe und nun meine Eltern dazu überreden muss, mir sehr viele Programme herunterzuladen, damit ich auch zu Hause so gut weiterarbeiten kann.

Ein wunderbarer dritter Ort

Zwei Tage noch bis zum großen VÖBB-Festival. VÖBB, das ist der Verbund der öffentlichen Bibliotheken Berlins, und das gehört zu den vielen neuen Abkürzungen, die in den letzten Wochen im Urbanizers-Wortschatz aufgetaucht sind. AGB, das sind für uns nicht mehr die Allgemeinen Geschäftsbedingungen, sondern die Amerika-Gedenkbibliothek, und die ist wiederum der künftige Standort der ZLB. Für die haben wir den Themenraum „Bibliothek findet Stadt – Stadt findet Bibliothek“ konzipiert. Und weil dazu eine ganze Veranstaltungsreihe gehört, sind wir im Moment so oft „in der Bib“ wie seit dem Abschluss unserer Studien nicht mehr. Zum Beispiel eben am Wochenende beim Festival, wo wir hoffentlich von sehr vielen Leuten erfahren können, was sie sich für die Bibliothek der Zukunft wünschen. Vielleicht auch von ein paar Leser:innen dieses Blogeintrags? Wir sind am Samstag ab 14:00 und am Sonntag ab 12:30 Uhr an der mobilen Zweigstelle des Themenraums, teamintern „lila LaRa“ genannt, zu finden. Und stellen nicht nur Fragen, sondern erzählen gerne auch, was wir selbst in den Berliner Bibliotheken in den letzten Wochen erlebt haben: Tolle Gespräche, bisher unbekannte Medien, jede Menge Interaktion und echte Begeisterungsfähigkeit auf der Auftraggeber:inseite. Das hat Raum verdient!

Potsdams öffentlicher Nahverkehr in der Diskussion

„Potsdam ist eine Stadt, in der die Menschen vielfältig, umweltfreundlich und vernetzt mobil sein können“, heißt es im Leitbild, das sich die brandenburgische Landeshauptstadt letztes Jahr gab. Aber wie lässt sich dieser hohe Anspruch einlösen? Nicht erst der Dieselskandal hat unwiderruflich klar gemacht, dass motorisierter Individualverkehr und Umwelt ziemlich beste Feinde sind. Darum setzt auch Potsdam auf einen gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr. Den Stadtbewohner:innen und Pendler:innen möchte man hohe Mobilität ermöglichen, ohne dass sie auf ein eigenes Auto angewiesen sind – und zugleich anspruchsvolle Klimaziele umsetzen.
Wie passt das zusammen, und wie sieht die Perspektive der Nutzer:innen aus?
Darum soll es beim 1. Verkehrsforum am 14. Oktober 2017 ab 15.00 Uhr im Humboldt Gymnasium (Heinrich-Mann-Allee 103, 14473 Potsdam) gehen. Die bürgerschaftlichen Perspektiven auf die aktuelle Situation, auf kurz- und mittelfristige Bedarfe sowie auf Visionen eines künftigen Mobilitätmixes sollen u.a. Eingang finden in die Arbeit am nächsten Nahverkehrsplan. Barrierefreiheit, Fahrgastinformation, Integration verschiedener Angebote
Linienführung und Haltepunkte, Taktung, Umstiegsmöglichkeiten: Das Spektrum der Themen ist breit und hoffentlich für viele Potsdamer:innen Grund genug, das frühzeitige Beteiligungsangebot wahrzunehmen. Wer am Samstag nicht kommen kann, kann per Twitter unter #bessermobil Stellung nehmen. Mit dabei auch der Beigeordnete für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt Bernd Rubelt, der im Lokalfernsehen erläutert, was ihm am Verkehrsforum wichtig ist.

 

Stadt in der Stadt

Von der Frankfurter Allee betreten wir das Gelände durch eine schmale Lücke in der langen Gebäudefront. Mehrere Hinweisschilder und -stelen verstellen uns eher den Weg als uns zu leiten. Zwischen öden Hinterhöfen und Versorgungszufahrten, einer leerstehenden Mensa mit pinkem Schornstein und dem riesigen Plattenbau zur Linken will sich kein eindeutiges Gefühl einstellen. Aus einem Fenster im 8. Stock hängen Handtücher zum Trocknen – Lebenszeichen aus der mittlerweile leergezogenen Geflüchtetenunterkunft. Die gepflasterte Einfahrt hinauf gelangen wir in die Mitte des Blocks. Hier befindet sich zwischen Parkplätzen, uneindeutigen Freiräumen und verhüllten, leerstehenden oder sanierungsbedürftigen Gebäuden das Stasi-Museum – ein Ort, der aufklärt über den Repressionsapparat der DDR. Aufklärung ist auch die Absicht der Freiluft-Ausstellung zur Friedlichen Revolution. Am Fahrer des zwischen den Tafeln geparkten knallgrünen Kleinwagens ist sie allerdings bislang wohl vorbeigegangen.

Zwischen 1950 und 1989 operierte von diesem Gelände aus das Ministerium für Staatssicherheit der DDR. Abgeschirmt von der Öffentlichkeit entstand hier eine Stadt in der Stadt inklusive Versorgungstrakt, Kino, Ärzt:innenhaus und psychologischer Beratung. Bis heute wirkt das Areal wie aus Zeit und Raum gefallen: Es ist alt und neu, leer und atmosphärisch, es steht still und bewegt sich. Der Spielplatz im Hof des Wohnprojektes WiLMa ist gepflegt aber derzeit leer, auf einer Terrasse sitzt ein Jugendlicher und spielt mit seinem Handy. In einem neuen Café gibt es gefüllte Croissants – aber immer nur eins von jeder Sorte. „Wir wissen nie, wie viele wir verkaufen können“ erklärt die Kellnerin. Hinten in der Ecke sitzen zwei Rentnerinnen nach ihrem wöchentlichen Ärzt:inbesuch und lauschen interessiert unseren Planer:innengesprächen – scheinbar haben sie selten Gesellschaft bei ihrer Kaffeepause. Wir werden wiederkommen.