Ab 12 Uhr bin ich heute nicht mehr im Büro. Morgens habe ich dem Sohn bestätigt, dass er mit meinem vollen Einverständnis die Schule verlassen kann, um am Internationalen Klimastreik teilzunehmen. Die kurze Diskussion darüber, ob Schüler:innen streiken können oder nicht, ist zuhause mittlerweile ein liebgewordenes Ritual. Das Team von Urbanizers streikt heute nicht, aber wer kann und will, nimmt Freizeitausgleich. Unsere Hausbank hat eine Kampagne zur Mobilisierung von Unternehmen für die Klimastreiks gestartet, der wir uns gerne anschließen. Denn bei unseren vielen Projekten für Stadt und Region sagen wir unseren Auftraggeber:innen immer wieder, dass der Schutz des Klimas höchste Priorität haben muss. Die Begleitforschung zur Energetischen Stadtsanierung, aber auch unser gerade abgeschlossenes Leitbild für den neuen Stadtteil Köln Kreuzfeld sind Beispiele dafür.
Kategorie: Nachhaltigkeit
Faktencheck Mobilität
Wir fahren mit Diensträdern zu Terminen, transportieren gerne Material von A nach B mit einem Lastenrad, sind im Alltag gerne mit dem Rad unterwegs und diskutieren im Büroalltag immer wieder, wie wir noch ressourcenschonender arbeiten können. Aber wie nachhaltig arbeiten wir wirklich? Ein Faktencheck soll es nun zeigen.
Angefangen im Bereich Mobilität wollten wir wissen, wie hoch unser CO2-Fußabruck ist. Dafür haben wir von allen Teammitgliedern (13 Personen) von Mai bis Juli alle Wege zur Arbeit und nach Hause sowie Strecken, die innerhalb der Arbeitszeit zurückgelegt wurden, betrachtet.
Dabei waren wir 41.730 km unterwegs – dass ist einmal um die Welt (40.075 km). Verbraucht haben wir dabei fast 3 t CO2. Dass ist umgerechnet für jede/n ca. ein Zehntel seines/ihres jährlichen Klimabudgets von 2,3 t. Auf ein Jahr umgerechnet, würden somit zwei Fünftel unseres jährlichen Klimabudgets auf die Mobilität am Arbeitsplatz entfallen. Damit es nicht dabei bleibt, suchen wir nun gemeinsam nach Möglichkeiten, unseren Fußabdruck zu reduzieren.
Urbane Waldgärten – Die Rückkehr in den Garten Eden?
Gärtnern hat bei mir immer überwiegend negative Assoziationen hervorgerufen: Den elektrischen Rasenmäher meiner Mutter alle zwei Wochen über den handtuchgroßen Rasen hin- und herschieben oder mit der linken Hand das Stromkabel in den richtigen Momenten über die Maschine schwingen, um es möglichst nicht zu durchtrennen. Bei gutem Rasenwachstum zweimal im Prozess den Grasschnitt Richtung Biotonne schleppen.
Dabei geht es auch so viel schöner – das zeigt mir aktuell der Beteiligungsprozess zur Planung eines urbanen Waldgartens. Ein Waldgarten orientiert sich, wie der Name schon sagt, in seinem Aufbau an der Natur: dem Wald. In mehreren Schichten werden Bäume, Sträucher, Kräuter und Wurzeln so kombiniert, dass sie sich wie in der Natur gegenseitig unterstützen und regulieren. Dieser Aspekt unterscheidet den Ansatz vom herkömmlichen Urban Gardening. Heraus kommt ein wunderbar vielseitiger, hoffentlich ertragreicher, bunter und wilder Garten. In dem aktuell laufenden Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben der Universität Potsdam geht es vor allem auch darum zu untersuchen, wie eine Gruppe größtenteils unbekannter Menschen gemeinsam den urbanen Waldgarten plant und schließlich anlegt und bewirtschaftet. Aushandlungen, Gemeinschaftsbildung, Solidarität und frisches Obst, Gemüse und Kräuter in Einem.
Der Ansatz dieses Projekts erlaubt es mir, eine ganz andere Perspektive auf Gartenarbeit einzunehmen. In meinem Kopf wächst ein sicherlich naives Traumbild: Stück für Stück wird ein Ort geschaffen, an dem man dem Lärm der Stadt entkommen kann und den Kopf frei bekommt. Die Kombination der verschiedenen Pflanzen birgt fast das ganze Jahr über verschiedene Freuden für alle Sinne. Die harte Arbeit erledigt sich in wunderbarer Gemeinschaft fast schon von alleine.
Natürlich wird es in Realität alles nicht ganz so rosig aussehen. Der Prozess um Konzeption, Aufbau und Bewirtschaftung eines urbanen Waldgartens birgt wahrscheinlich ungeahnte Herausforderungen und Durststrecken. Aber ich bin mir sicher: Es lohnt sich.
Beetefibel
Es geht los: Vor dem Büro legen wir gemeinsam ein sechsgeschossiges Gemüsebeet an. Ganz im Sinne einer „Stadt für alle“, wird das Beet eine Gemeinschaftsfläche in unserer Nachbarschaft sowie Lebensraum für verdrängte Randgruppen wie Wildbienen, Wurzelhalsschnellkäfer und Co. zugleich.
Für alle, die Lust haben, es uns gleich zu tun, gibt es hier eine kleine Fibel für Straßenbeete.
Urbanizers for change – was wir für den Klimaschutz tun
Ob über die „Fridays for Future“- Demos, Debatten über die CO2-Steuer oder plastiküberfüllte Strände – aktuell vergeht kaum an Tag, an dem in den Medien nicht über drastische Auswirkungen und Zukunftsszenarien des Klimawandels gesprochen wird. Gleichzeitig häufen sich Diskussionen über das eigene Verhalten im familiären Rahmen, mit Freunden oder aber bei uns im Urbanizers Büro. Während sich meine Eltern regelmäßig über den ausbleibenden Regen in Berlin beschweren, erlebe ich im Freundeskreis Debatten um Mülltrennung, das eigene Konsumverhalten oder die Frage, was denn nun schlimmer sei – Fliegen oder Fleisch essen?
Auch bei uns im Büro fragte kürzlich eine neue Kollegin während des Mittagsessens, ob wir eigentlich alle Veganer oder Vegetarier seien, nachdem wir unsere Brötchen mit veganem Aufstrich bestrichen oder mit Wurst aus Seitan belegten. Die Antwort lautete: „Nein, aber …“.
…wir bemühen uns unseren Büroalltag einigermaßen ressourcenschonend und nachhaltig zu bewältigen: Mehr als die Hälfte der Kolleg:innen fährt regelmäßig mit dem Fahrrad zur Arbeit (die übrigen Kolleg:innen drängen sich weiterhin hartnäckig in überfüllte U-Bahnen und stickige Busse), wir kaufen Fair-Trade Kaffee, Bio-Tee und Milch aus der Glasflasche und wir vermeiden das Fliegen zu Terminen innerhalb Deutschlands (auch wenn das eine kurzzeitige Verlagerung des Arbeitsplatzes ins Bordrestaurant erfordert).
Vor allem aber kümmern wir uns in unserer Arbeit um die nachhaltige Stadtentwicklung: Grüne Infrastruktur, energetische Sanierung und nachhaltige Mobilität sind Themen, mit denen wir uns gerne und viel beschäftigen. Diese Woche starteten wir beispielsweise mit Bereisungen der Fallstudienkommunen im Rahmen der Begleitforschung Energetische Stadtsanierung. Wie machen sich Stadtquartiere fit für die Energiewende? Wir sind sehr gespannt und teilen Eindrücke und Einschätzungen davon in den nächsten Wochen hier sowie auf unseren Instagram– und Twitter-Profilen. Wir ahnen, dass auch nachhaltige Stadtentwicklung auf zahlreiche Probleme, Hindernisse und Fehlplanungen stößt. Aber wir glauben auch, dass viele große und kleine Schritte, Erfolge und Fehler notwendig sind, um dem Klimawandel entgegenzuwirken und eine alternative Zukunft zu entwickeln.