So ganz genau kann ich nicht mehr zählen, wie oft das Firmenfahrzeug in den letzten Tagen in Richtung BSR in Bewegung gesetzt worden ist. Jedenfalls bin ich ausnahmsweise mal doch ganz froh, dass wir uns immer noch nicht entschließen konnten, ganz aufs Lastenrad umzusteigen. Zehn der zwölf Schreibtische sind leer, auf den verbliebenen zwei stapelt sich Büromaterial. Der Mitgeschäftsführer hält per digitaler Telefonanlage die ersten Termine am Nordufer ab.
Nach einem knappen Jahr Pandemie, mobilen Arbeitens und unzähliger Videokonferenzen kommt am Freitagmorgen der Umzugswagen. Und bringt das, was wir von zwölf Jahren Firmengeschichte mitnehmen wollen, sechs Kilometer nordwärts.
Es ist eine ganze Menge. Erstmals wirklich systematisiert und durchsortiert benötigt unsere Bibliothek immer noch über 20 Kisten, von denen ich hoffe, dass das Umzugsteam sie schleppen kann. Zum Glück geht es vom Erdgeschoss ins Erdgeschoss. 20 weitere Kisten brauchten wir, um die Projektakten zu verpacken. Die meisten Kolleg:innen waren allerdings erfolgreich bei den Bemühungen, ihre persönlichen Arbeitsmaterialien auf einen Karton zu reduzieren. Kein Wunder – das monatelange Pendeln zwischen Büro und häuslichem Arbeitsplatz hat uns alle gelehrt, dass fast alles, was wir zum Arbeiten brauchen, aufs Laptop und in den eigenen Kopf passt.
Wozu dann überhaupt noch ein eigenes Büro? Noch dazu eins, das fast ein Drittel größer ist als das jetzige? Das einen eigenen Garten hat, in dem sich – ebenfalls – fast ein Drittel der Kolleg:innen auf eigenen oder kollektiven Hochbeeten austoben möchte? Das über kurz oder lang mit eigener Bar und einem anständigen Herd (allerdings nicht mit einem Kicker) ausgestattet werden soll? Können wir nicht unser Geschäft rund um den urbanen Raum auch von zuhause, aus dem Café oder dem Zug erledigen? Die digitalen Räume, in denen wir uns immer souveräner bewegen, funktionieren schließlich gar nicht schlecht, solange die mBit-Zahlen stimmen.
Der französische Anthropologe Marc Augé gehört zu denen, die den Begriff des Ortes eng mit dem der Identität verknüpfte. Das ehemalige Gasthaus am Spandauer Schifffahrtskanal ist in den letzten Wochen schneller als gedacht zum Fixpunkt für ein über die ganze Stadt (und weiter) verteiltes Team geworden. Raum erforschen, Raum verhandeln, Raum gestalten – alles, was zu unserer Corporate Mission gehört und damit unsere Corporate Identity prägt, braucht bis zum Beweis des Gegenteils den konkreten Ort. Ab in den Norden!